Kurzantwort: In der Regel muss man Klebebänder nicht aktivieren.
Drucksensitive Klebebänder (PSA = Pressure Sensitive Adhesives) benötigen keine externe Aktivierung über Reaktion, UV oder Chemie. Ihre Haftung entsteht durch Benetzung und Adhäsion/Kohäsion bei ausreichend Kontakt, Zeit und passenden Rahmenbedingungen.
Ausnahmen! –Bei Anwendungen wie zum Beispiel Dichtungen und Dichtprofile können entweder spezielle Primer-Systeme oder eben durch Wärme- oder Feuchtigkeits aktivierte Klebebänder erforderlich sein. Meist liegt der Grund dafür in der Materialpaarung (z. B. LSE-Kunststoffe) oder einer funktionalen Anforderungen (Dichtigkeit, Alterungsbeständigkeit).
Nicht alle Tapes sind PSA. Für bestimmte Funktionslagen (z. B. Elastomer-Dichtsysteme, halbschäumende Strukturen, NVH-Dämpfungssysteme) kommen wärme- oder feuchteaktivierbare Systeme zum Einsatz.
Beispiele:
Heat-Activated Adhesives (HAA)
Kleber aktiviert erst bei >120–150 °C
Moisture-Cure-Tapes
reagieren mit Luft- bzw. Bauteilfeuchte
Latente Klebstoffe
in Laminaten oder Bonding-Stacks
Diese Systeme werden gezielt eingesetzt, wenn PSA-Systeme aus funktionalen Gründen (Temperatur, Dichtigkeit, dynamische Last, Ölkontakt) nicht ausreichen.
Dichtprofile im Automotive (Tür, Klappe, Karosseriefuge etc.)
haben zwei Besonderheiten:
hohe Rückstellkräfte
Anforderungen an Dichtigkeit, Alterung, Medienbeständigkeit
Hier werden häufig Primer-Systeme eingesetzt —
nicht um die Klebung „grundsätzlich zu ermöglichen“, sondern um:
die Oberflächenenergie lokal anzuheben
den initialen Kantenabriss sicherzustellen
die Alterungs- und Medienbeständigkeit zu erhöhen
Die meisten Klebebänder haben eine Anfangsklebkraft von 60% und erreichen erst nach 72 Stunden ihre volle Klebkraft. Durch Druckerhöhung und/oder Wärme kann die Endklebkraft auch schneller erreicht werden.
Aber Achtung: Verformung und Ausdehnung des Bauteiles erzeugen Rückstellkräfte!
Die Festigkeit der Verklebung ist abhängig von dem Kontakt, den das Klebeband zu der Oberfläche hat. Ein kurzer, hoher Andruck z.B. mit einer Andruckrolle sorgt für einen ersten guten Oberflächenkontakt. Man kann von einem optimalen Andruck von ca. 10 – 50 N/cm² ausgehen – je nach Werkstoff und Geometrie des Formteils.
Das Klebeband sollte mindestens 24 Std. vorher auf die gleiche Temperatur wie das Substrat gebracht werden.
Für eine Verklebung sind in der Regel 21 °C optimal.
Je höher die Oberflächenenergie, desto besser lässt sich eine Oberfläche verkleben. Daher sollte diese unbedingt berücksichtigt werden. Eine geringe Oberflächenenergie kann mit Hilfe einer Vorbehandlung verbessert werden um eine optimale Verklebung zu ermöglichen. Mehr Infos zum Thema Oberflächenenergie finden Sie hier.
Gehen Sie daher lieber kein Risiko ein, sondern holen Sie sich einen Spezialisten an Ihre Seite! Wir helfen Ihnen gern!